DAS HERZSTÜCK DES BÜROS: EINE KURZE GESCHICHTE DES SCHREIBTISCHS

Was ist das Herzstück eines Büros? Die Frage ist einfach zu beantworten: der Schreibtisch, ganz ohne Zweifel. Schließlich würden Sie nie auf die Idee kommen, einen Raum ohne Schreibtisch als Büro zu bezeichnen, oder?

Für uns Grund genug, einen Blick in die Geschichte dieses so wichtigen Möbelstücks zu werfen.

Antike Vorläufer

An sich hat der Schreibtisch eine einfache Funktion: Er dient als Unterlage, um darauf schreiben zu können. Es verwundert also nicht, dass die Vorläufer unseres heutigen Schreibtisches aus nichts anderes bestanden als aus einem Brett. Dieses legte man im Sitzen auf die Knie und darauf konnte man schreiben. So hielt man es zumindest bei den Griechen.

Sie waren es auch, die die ersten Lese- und Schreibpulte auf den Weg brachten, also die ersten Schreibmöbel, die auch Beine hatten. Die vier Beine waren so hoch, dass man bequem vor dem Pult stehen konnte, und darauf wurde schräg eine Platte angebracht, auf der man Pergament, Papyrus oder Papier ablegen konnte.

Das Pult hält sich jahrhundertelang

Das Schreib- oder Lesepult ist eine geniale Erfindung. So genial, dass sie sich über Jahrhunderte hält. Weder bei den Römern noch später in den Klöstern des Mittelalters kam jemand auf die Idee, an dieser Konstruktion etwas zu ändern.

Geschrieben und gelesen wurde stehend, das Pult leistete dabei unverzichtbare Dienste und wenn es ein etwas ausgefeilteres war, konnte man die Pultplatte aufklappen, um darunter Feder, Tinte und Farben unterzubringen.

Am längsten hielt sich das Pult übrigens in der Schule, und zwar bis herauf in das 20. Jahrhundert. Kein Wunder also, dass wir den Schreibtisch des Lehrers heute noch so bezeichnen.

Schreiben im Sitzen?

Schreibtische, wie wir sie heute kennen, setzen sich erst Anfang des 18. Jahrhunderts durch. Dass dies gerade im Zuge der Aufklärung passiert, ist kein Zufall. Damals erlebt die Wissenschaft einen Höhenflug, das Streben nach Wissen ist das Ideal der Zeit, Bücher zu lesen gehört zum Leben und manch einer macht Karriere, indem er ebensolche schreibt.

Kurz: Die Menschheit verbringt viel, sehr viel Zeit mit Lesen und Schreiben und da ist es auf Dauer wesentlich bequemer, wenn man dabei sitzen kann.

Und noch bequemer ist, wenn man auch noch alles in Reichweite hat. Deshalb werden die ersten Schreibtische mit Aufbauten versehen, mit Ablageflächen, Schubladen und Kästchen.

Immer schnörkelloser und trotzdem ausgefeilter

Im Laufe der Jahre werden die Schreibtische immer einfacher und – wie es die Zeit will – immer funktioneller. Die Ergonomie spielt plötzlich eine Rolle, Schreibtische müssen für die Bildschirmarbeit adaptiert werden und in Großraumbüros passen.

Dazu kommt, dass sich die Materialien entwickeln: von massiven Holztischen setzte man zum Sprung in die Niederungen von Spanholzplatten an, bevor man – vor allem im Gefolge des Bauhaus – auch Metall und Kunststoff in die Schreibtischherstellung einbezog. Der heute klassische Schreibtisch mit Alubeinen und einer Platte aus Holz stammt aus dieser Zeit.

Heute werden Schreibtische individuell angepasst. Ihr Aussehen, ihre Größe, ihre Beschaffenheit: All das richtet sich nach den Anforderungen, die an sie gestellt werden. Zugleich sind sie höhenverstellbar, viele können gar zu Stehtischen verwandelt werden und das Material sollte nachhaltig und wiederverwertbar sein.

Trotz allem hat sich das Herzstück des Büros im Kern seit 2000 Jahren kaum verändert. Es besteht aus vier Beinen und einer Platte. Und das reicht auch, um darauf zu schreiben.

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